Anlsslich der Vorstellung einer Rauchentwhnungspille mit dem Wirkstoff Bupropionhydrochlorid in Berlin erklrte Prof. Hans-Ulrich Wittchen vom Max-Planck-Institut (MPI) fr Psychiatrie, Klinische Psychologie und Epidemiologie in Mnchen: "Volksdroge Nummer 1 ist das Nikotin. Bei 14- bis 24-Jhrigen sind die Raten der regelmigen Raucher insbesondere bei den Mdchen und jungen Frauen deutlich ansteigend." Sieben Prozent der 14-Jhrigen seien schon nikotinabhngig. Ihre ersten Zge nehmen Kinder schon mit neun Jahren, Alkohol konsumieren sie ab dem zwlften Lebensjahr, Hasch oder Ecstasy zwei Jahre spter".
Neue klinisch- epidemiologische Untersuchungen in Verbindung mit einer Reprsentativstudie des Max- PlanckInstituts hatten ergeben, dass derzeit ein Drittel der deutschen Bevlkerung zwischen 18 und 65 Jahren regelmig (tglich) raucht. Bei Mnnern bis zum 40. Lebensjahr greift sogar fast jeder Zweite regelmig zur Zigarette. Die hchsten Raten finden sich bei 18- bis 28- Jhrigen: Hier rauchen knapp 47 Prozent der Mnner und 40 Prozent der Frauen jeden Tag.
Insgesamt sind zwar Mnner mit 16,4 Prozent etwas hufiger nikotinabhngig als Frauen (12,8 Prozent) und rauchen signifikant mehr. Dieser Geschlechtsunterschied ist jedoch ausschlielich auf die niedrigere Rate nikotinabhngiger Frauen im hheren Alter zurckzufhren. In der Gruppe der 18- bis 48- Jhrigen sind gleichviele Frauen wie Mnner nikotinabhngig.
Fast alle regelmigen Raucher wissen, dass ihr Verhalten sehr gesundheitsschdlich ist. 90 Prozent haben daher mindestens einmal versucht aufzuhren meist ohne Erfolg. Im Mittel starten regelmige Raucher pro Jahr 2,8 Versuche. Aber weniger als zehn Prozent schaffen es, zumindest einige Monate abstinent zu bleiben. Noch weniger bleiben dauerhaft rauchfrei.
Dies liegt laut Wittchen vor allem auch daran, dass die Zeitspanne zwischen Ursache (Rauchen) und Wirkung (Tod durch gesundheitliche Schden) so gro ist. Aussagen wie "Sterben mssen wir alle einmal" seien in diesem Zusammenhang vllig unsinnig, meint Professor Friedrich J. Wiebel vom rztlichen Arbeitskreis Rauchen und Gesundheit. "Denn viele Raucher verschenken durch ihr Verhalten bis zu 20 Jahre Lebenszeit", ergnzte Wiebel weiter. "Von 1000 jungen rauchenden Mnnern werden 250 auf Grund ihres Lasters bereits im mittleren Alter von 45 bis 64 vorzeitig sterben."
Auf Grund verschiedener Studien hat Wittchens Arbeitsgruppe jetzt ein verhaltenstherapeutisches Programm zur Raucherentwhnung entworfen, das ab Januar 2000 erhltlich sein wird. "Das Verfahren bercksichtigt expliziter als bislang verfgbare Therapiehilfen", betont Wittchen. "Dabei bndelt das Programm die wissenschaftlich wirksamsten Komponenten darunter Verzgerungstechniken, Entspannungshilfen und Selbstbelohnungsbungen." Hinzu kmen "psychoedukative Komponenten" fr Partner und Angehrige sowie Hilfen gegen Rckflle. Auerdem eigne sich das Programm auch als therapeutische Strukturierungshilfe in der allgemeinrztlichen Versorgung.
Die Welt, 22.8.99
Kommentar: Die im Auftrag der NID von der GfK Marktforschung im September 1997 durchgefhrte Umfrage brachte hnliche Ergebnisse. Geringfgige Abweichungen ergeben sich dadurch, dass bei der GfK-Umfrage auch die 16- und 17-Jhrigen sowie die 66- bis 69-Jhrigen eingeschlossen waren. EGK