Meine Grossmutter hat sich letztens bei mir darber beschwert, dass sie die heutige Jugend gar nicht versteht. Da meine Grossmutter eine sehr tolerante Frau ist, versuchte sie die junge Generation zu verstehen. Trotzdem erzhlte sie vertraulich davon, dass jeder von ihren Enkel verschiedene Weltanschauung prsentiert und verschiedene Werte wichtig findet. Wegen der grossen Zahl der vielfltigen Idealen der Jugendlichen, die sie nicht genau nachvollziehen kann, ist meine Grossmutter zum Schluss gekommen, dass die junge Leute keine selbststndige Wertewelt gabaut haben. Sie ist der Meinung, dass die einzigste Sache,die sie gemeinsam haben ist die Technik, die ihre Welt vllig anders gestaltet hat. Mehrere Vertreter der letren Generationen finden den Fakt, dass heutzutage von Jugend als eine Einheit nicht mehr gesprochen werden kann, unglaublich enttuschend. Aber ist der Zerfall der jungen Generation wirklich ein negativer Prozess? Wre es besser wenn es eine Jugend gbe statt verschiedener Gruppen und Untergruppen?
Die Sozialwissenschaftler nennen die Zersplitterung einer Generation „Tribalisierung“. In unserer Generation ist dieser Prozess so deutlich wie nie zuvor geworden. Die Wissenschaftler beschreiben auch oft die heutige Jugend als „Patchwork-Identitt“, sie meinen damit,dass diese Generation aus verschiedenen zusammengenhten Fetzen besteht. Die erstaunlich grosse Zahl der Gruppen,Gruppchen und Cliquen ist ganz eng mit der Suche nach seiner eigenen Identitt, nach seiner Nische in der Gesellschaft und sogar nach der extremen Form des Individualismus verbunden. Das Zauberwort, das das verfolgte Ziel zu sein scheint, heisst „Subkultur“. Sie soll die jungen Leute, die nach Gruppenzugehrigkeit streben, die Chance geben ihre eigene Meinung auszudrcken, ihren persnlichen Lebensstil zu finden und sich von der Masse abzuheben. In einem besonderen Alter, das von vielen Psychologen die Ausprobierphase genannt wird, wollen die Jugendliche einfach alles, was es auf der Welt gibt probieren und auch dadurch ihre Ideale berprufen. Die auf die Freiheit der Gedanken basierenden Subkulturen geben ihnen diese Mglichkeiten.
Die Subkulturen unterscheiden sich vorwiegend durch ihre Einstellung zur Welt, Haltung, Mode und Musik. Die Fans der dsteren Musik knnen Techno gar nicht leiden, eine Girlie wrde nie Springelstiefel anziehen und die Hass zwischen Skinheads und Punks ist schon lngst bemerkt worden.... Obwohl es zahlreiche Beispiele der Misverstandigung der Jugendszenen gibt, haben die heutigen Jugendliche viele Gemeinsamkeiten. Jeder junge Mensch hat hnliche Ideale, Trume und Angste. Das grsste Unterschied zwischen uns und die Generationen unserer Eltern oder Grosseltern ist die Einstellung zu den Sachen und Situationen, die uns nicht besonders gefallen. Es ist schwer fr Junge, die Welt zu verndern, oder sich zumindest dieser Illusion hinzugeben. Bisher war ein der wichtigsten Ziele der Jugendlichen, die Welt zu verbessern, aber die Gegenwart zeigt angepasste Jugend, die nicht mehr bereit ist fr eine bessere Welt auf Barikaden zu gehen. Anstatt um die Vernderung dieser Welt zu kmpfen, akzeptieren wir die Welt, die unsere Vorfahren gebaut haben. Obwohl wir passiv sind, haben wir eine kritische Einstellung zur Realitt. Denn wir wissen,dass diese Mangel nie verschwinden werden, versuchen wir uns entweder anzupassen und streben nach Karriere oder nutzen wir jede Mglichkeit, diese grausame Realitt zu entfliehen. Und die Jugendszene wickelt vor ihnen eine breite Palette von Mglichkeiten aus. Als Beispiel knnen die Techno-Fans eingefhrt werden, die oft ganz gute Arbeitspltze haben und scheinen beruflich erfolgsreich zu sein. Sie streben nach Kompetenz, sind kummunikativ, teamfhig, flexibel und in ihrem Handeln prozessorientiert – kurz: bestens gerstet fr die hoch komplexen Aufgaben der Zukunft. Aber wenn ihnen die Arbeit keine Satisfaktion und Befriedigung gibt, stellen sie sich zufrieden erst wenn sie sich in einer Disko dem wilden Tanzrausch hingeben. Dann knnen sie, oft mit Hilfe verschiedener Rauschgifte, den Alltag vergessen und sich einfach gut amsieren. „Freude pur“ – das wollen sie vom Leben. Einige werfen ihnen vor, dass es in ihren Zielen nichts gehobenes gibt, aber wenn man im Leben nur glcklich sein will, warum sollte man nicht den einfachsten Weg wahlen, um dieses Ziel zu erreichen? Vielleicht die einzigste Gruppe der Jugendlichen, die unsere Welt verndern will, sind die Rechtsradikale. Leider, bei diesem Fall „verndern“ heisst nicht unbedingt „verbessern“. Sie sind mit der gesellschaftlichen Strukturen nicht einverstanden, sie knnen sich mit der Arbeitslsigkeit, Hofnungslsigkeit und Angst vor dem Verlust der soziallen Status nicht abfinden. Sie wollen zwar diese Situation verndern, aber nach den Regeln des Rassismus, Antisemitismus und Nationalismus in bersteigerter, aggressiver Form. Ausserdem, die Grnde dieses Willes liegen nicht in kristallklaren Idealen, sondern in tiefer Verunsicherung, angstlichem Provinzionalismus und Hass.
Die Rechtsradikalen werden oft mit der Gewalt verbunden, weil es fr sie
eine Art des Krieges gegen die Ungerechtlichkeit ist, sie halten sie einafach fr Naturrecht. Die Gesellschaft wird heutzutage ganz oft mit dem Thema der Gewalt der jungen Leute konfrontiert und es wird auch immer hufiger in den Medien angesprochen. Gewalt ist ein Ausdruck der Angste und Frchte derJugendlichen. Sie haben Angst vor der Abeitslsigkeit, denn in unserer Gesellschaft herrscht das Regel: wer seinen Arbeitsplatz verliert, gert damit in die soziale Isolierung. Dazu trgt auch der Wertewandel und Werteverlust der Jugend hinzu, es kommt oft aus der mangelnden Vermittlung dieser Werte durch Elternhaus und Schule her. Die innerfamilire Gewalt oder die Vernachlssigung der Kindererziehung durch eigene Probleme knnen mehrere psychische Probleme des jungen Menschen hervorrufen. Nach die Ausgaben einer von CBOS durchgefhrten Umfrage ist die Situation in Polen noch immer unbefriedigend, weil 31% der Umfragten sich als massvolle Anhnger der krperlichen Straffen bezeichnet hat. Man darf auch nicht den Einflu gewaltverherrlichender Videofilme, menschenverachtender Brutalitt und Fernsehen nicht vergessen. Wegen der unglaublich grossen Rolle der Medien in unserer Gesellschaft, beeinflssen, die von ihnen dargestellten, knstlichen Vorbilder, Verherrlichung von gewaltttigen Helden, drastischen Herabsetzung der Gerechtlichkeit und Frieden oder gewaltvollen Konfliktslsungen die junge Generation offensichtlich.
Die heutige Jugend beinhaltet auch zahlreiche Widersprche. Einerseits sind sie fr die Freiheit des Inividuums und die unbegrenzte Entwicklungsmglichkeiten, aber anderseits 73% der polnischen Jugendlichen bevorzgen eine Situation, wenn im Land die Lebenszustnde aller Brger sich langsam verbessern als wenn die Entwicklung schneller, aber nicht breit erreichbar, wre (nach einer Umfrage von CBOS). Das heisst, dass sie sowhl fr die Freiheit als auch fr die soziale Gerechtlichkeit und Egalitarismus sind. Leider, kann man die beiden Werte gar nicht vereinbaren. Ein anderes Beispiel der Wiederspruche der jungen Generation sind ihre familiren Beziehungen. Die Jugendlichen verbringen zwar mehr Zeit mit ihren Freunden als zu Hause und sie beraten ihnen bei den laufenden Entscheidungen, aber wenn sie einen wichtigen Entschluss fassen mssen, wenden sie sich an die Familie.
Die wichtigsten Ziele im Leben der Jugendlichen (CBOS, 1998)
Gelungenes Familienleben und Kinder
57%
Interessante und meinen Interessen enstsprechende Arbeit
42%
Liebe und Freundschaft
35%
Karriere machen, hochen beruflichen Status erreichen
33%
Ruhiges Leben, ohne Konflikte und Probleme
31%
Wohlstand, guten finanziellen Status erreichen
27%
Interessantes geselliges Leben, Unterhaltung 19%
Meiner Meinung nach, die Eltern, die eine „zukunftsbewusste“ Jugenderziehen wollten, knnen auf unsere Generation stolz sein. Wie die oben dargestellten Ergebnisse einer Umfrage zeigen, wollen die Jugendliche in ihrem zukunftigen Leben nicht mehr „Freude pur“, sondern sie scheinen relativ pragmatisch zu sein. Die tiefe Verunsicherung ruft die Suche nach Anerkennung in Beruf, Familie und Freundenkreis her. Die Akzeptanz der existierenden Welt kann ein Anlass zur Teilnahme am berall herrschenden Wettbewerb sein. Die heutige Jugend scheint von den ltreren Generationen gesteuert zu werden, weil sie einfach kein Widerstand gegen die Welt der Alteren leistet. Aber man soll nicht pauschalieren, sondern sich eine Frage stellen: Ist dieser Mangel an Protestbereitschaft kein Protest gegen die immer gegen alles protestierenden bisherigen Generationen?
Persnlich glaube ich, dass die Rahmen einer Subkultur mir zu eng wren, deswegen gehre ich zu keiner. Ews bedeutet aber nicht, dass ich ein Einzelgnger bin, der sich einfach von derganzen Welt isoliert. Ich meine, dass ich nicht die einzigste bin, die in solcher Situation ist. Es gibt mehrere Leute, die die Rolle des Fadens spielen, das die verschiedenen Ideen zusammennht. Aber diese Vielfltigkeit der Jugend gefllt mir sehr, weil es mir die Feiheit der Gadanken und der Wahl garantiert.
„Generation“ klnge nach Wachstum und Reife, nach biologisch kontrolliertem Wandel. Und weil Generationen angeblich durch ein ideales Band verbunden sind, versprche der Generationenwechsel auch ein sinnvoller Prozess zu sein, keine wirre Revolte und kein Durschmarsch anonymer Marktkrfte. Deswegen lehne ich die so lebenerfahrenen, aber unter die Oberflche nur enttuschten, Erwachsenen, die versuchen meiner Generation ihre Ideale kaputtzureden, ab. Es macht mich wtend, dieses gnnerhafte Grinsen auf ihren Gesichtern mit dem Ausdruck: „Ihr werdet schon sehen, eines Tages platzen auch eure Trume!“ Die leise Ahnung, dass sich solche Demotivierer vermehren und die Idealisten verschwinden werden, beunruhigt mich am meisten bei der demografischen Entwicklung, obwohl ich der festen Glauben bin, dass es unerfllbar ist.